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Joao und Larissa machen ein Selfie. Im Hintergrund ist ein Park in Düsseldorf zu sehen. Familiennachzug von Fachkräften aus Brasilien.Joao und Larissa machen ein Selfie. Im Hintergrund ist ein Park in Düsseldorf zu sehen. Familiennachzug von Fachkräften aus Brasilien.

Düsseldorf

Familiennachzug – oder wie ausländische Fachkräfte langfristig in Deutschland bleiben

Damit ausländische Fachkräfte gerne und langfristig in Deutschland arbeiten wollen, bietet das Gesetz die Möglichkeit des Familiennachzugs. Familiennachzug von Fachkräften verbessert nicht nur die Bleibeperspektive der Mitarbeitenden, es kommen so auch oft weitere qualifizierte Menschen ins Land. 

Autorin: Jeannette Herrmann

Als Larissa Euzebio ihrem Mann João Bohn vom südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina ins nordrhein-westfälische Düsseldorf folgte, arbeitete der bereits seit 8 Monaten als Softwareentwickler in Deutschland. 8 Monate, in denen sie knapp 10.000 km getrennt voneinander lebten. Denn João Bohn musste zunächst die Anerkennung seines brasilianischen Berufsabschlusses abschließen. „Anfangs war es traurig für uns, getrennt zu sein, aber wir hatten beide viele Dinge zu organisieren und vorzubereiten“, erzählt Larissa Euzebio.

Dass sie sich irgendwann gemeinsam eine Zukunft in Deutschland aufbauen wollten, wussten sie bereits ab dem Moment, in dem João Bohn den Entschluss fasste, beim Pilotprojekt „Hand in Hand for International Talents“ mitzumachen. Das Projekt, gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium, bringt deutsche Unternehmen mit Fachkräften aus dem Ausland zusammen und wird von der DIHK Service GmbH gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit umgesetzt. „Als ich vom Projekt Hand in Hand for International Talents“ hörte, hatte ich das Gefühl, dass sich alles zusammenfügt. Das war die ideale Gelegenheit für mich“, erzählt João Bohn. Über das Projekt kam er zum Unternehmen Retraced, das Online-Lösungen für ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement anbietet.

Langes Warten

Da João Bohns brasilianischer Berufsabschluss zunächst nur teilweise anerkannt wurde, kümmerte er sich in den ersten Monaten in Düsseldorf um die Nachqualifizierung bei seinem Arbeitgeber. Nur mit der vollständigen Anerkennung seines Berufsabschlusses und dem entsprechenden Aufenthaltsstatus durfte er seine Frau zu sich nach Deutschland holen.

Larissa Euzebio überbrückte die Zeit in Brasilien, um ihren eigenen Umzug vorzubereiten. Sie verkaufte Möbel, renovierte die Wohnung und kümmerte sich um Dokumente, die sie für die Familienzusammenführung und das Visum benötigten. „Zum Beispiel die Heiratsurkunde, akademische Zeugnisse und Arbeitszeugnisse und deren Übersetzungen.“

Nach 8 Monaten war es dann endlich so weit. „Am selben Tag, an dem ich den Aufenthaltstitel bekam, buchten wir Flüge für den 21. Mai“, erzählt João Bohn.

Und dann ging zunächst alles ganz schnell. Larissa Euzebio flog nach Deutschland und beantragte den Familiennachzug direkt bei der zuständigen Ausländerbehörde.

Familienzusammenführung nicht ohne Hürden

Doch ganz reibungslos sollte es für die beiden nicht laufen – die Kommunikation mit der Behörde war schwierig. Nach Beantragung hörten die beiden erst mal mehrere Monate nichts: „Niemand antwortete auf unsere E-Mails oder Anrufe, und wir konnten uns nicht vor Ort nach dem Stand der Dinge erkundigen. Selbst der zusätzliche Antrag auf Ausstellung einer Fiktionsbescheinigung (Anm. d. Redaktion: Bescheinigung des vorläufigen Aufenthaltsrechts) wurde ignoriert“, erzählt João Bohn. Unterstützung bekamen sie schließlich von den „Hand in Hand for International Talents“-Partnern, der IHK Düsseldorf und der Agentur für Arbeit Düsseldorf, die ihnen halfen, bei der Ausländerbehörde nachzuhaken.

Im Dezember war der glückliche Tag für die beiden dann gekommen: Larissa Euzebio hielt ihren Aufenthaltstitel in den Händen. Damit darf sie mit ihrem Mann in Deutschland leben – und auch hier arbeiten. „Ich habe einen Berufsabschluss in Betriebswirtschaft und außerdem Rechnungswesen studiert“, so Larissa Euzebio. „Da die meisten Angebote in diesem Bereich ein höheres Niveau an Deutschkenntnissen voraussetzen, möchte ich zunächst den Integrationskurs absolvieren und dann nach Arbeitsmöglichkeiten suchen.“

Fachkräftesicherung durch Familiennachzug

Die Möglichkeit des Familiennachzugs sichert, dass Fachkräfte dauerhaft in Deutschland leben und arbeiten wollen. Auch die Ehepartnerinnen und -partner von Fachkräften sind oft überdurchschnittlich gut qualifiziert und leisten ihrerseits einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel. Eine Win-win-Situation für die Fachkräfte und die deutsche Wirtschaft.

João Bohn möchte gerne etwas zurückgeben. „Wir hoffen, dass wir der Wirtschaft und den Unternehmen in unseren jeweiligen Bereichen helfen können und dass unsere Anwesenheit hier einen positiven Einfluss hat.“ Das Ehepaar aus Brasilien plant, langfristig in Deutschland zu bleiben. „Wir sehen wirklich eine sehr gute und glückliche Zukunft hier“, erzählt João Bohn. „Dass wir beide arbeiten können, einen Beitrag leisten, uns in diesem Land voll integrieren und ein angenehmes und sicheres Leben führen können.“

Mitarbeiterbindung international gedacht

Unternehmen, deren internationale Fachkräfte ihre Familienangehörigen nachholen wollen, können ihre Mitarbeitenden aktiv dabei unterstützen. Zum Beispiel, indem sie eine Freistellung für die Termine bei der Ausländerbehörde ermöglichen oder etwa beim Ausfüllen von Dokumenten unterstützen.

Unternehmen, die erst noch nach qualifizierten Mitarbeitenden aus dem Ausland suchen, empfiehlt Anine Linder vom Projekt „Hand in Hand for International Talents“, den ersten Schritt mit einem erfahrenen Partner zu gehen. Zum Beispiel mit ihrem Projekt. „Wir unterstützen nicht nur bei der Suche nach Fachkräften im Ausland, sondern auch bei der Integration in Deutschland. Und bei Bedarf natürlich auch beim Thema Familiennachzug.“

Das sagt Joãos Arbeitgeber:

„Wir sind unglaublich glücklich, João bei uns im Team zu haben – seine Energie, Expertise und Persönlichkeit bereichern unser Unternehmen jeden Tag aufs Neue. Umso schöner ist es zu sehen, dass wir ihn nicht nur beruflich, sondern auch ganzheitlich unterstützen konnten – denn echte Integration bedeutet mehr als nur einen Arbeitsplatz. Willkommen in Deutschland, Larissa! Wir freuen uns sehr, euch beide auf diesem Weg begleiten zu dürfen.“

Guido Mayer
Retraced GmbH
Ein Mann mit verschränkten Armen lächelt freundlich in die Kamera.

Lesen Sie mehr darüber, wie João Bohn zu seinem Arbeitgeber Retraced GmbH kam in unserem Praxisbeispiel:

Zum Praxisbeispiel

Ein Fachinformatiker sitzt am Computer. Er hat Kopfhörer auf.

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