Bevor Sie sich auf die Suche nach Fachkräften im Ausland begeben, sollten Sie zunächst mit Ihrer Stammbelegschaft ins Gespräch gehen und sie bei Ihrer Entscheidungsfindung miteinbeziehen. Die Integration von internationalen Kolleginnen und Kollegen kann nur funktionieren, wenn Ihre Mitarbeitenden dies unterstützen.
Bundesweit
Wie Sie Fachkräfte im Ausland rekrutieren können – eine Anleitung
Was schon heute zu spüren ist, wird in ein paar Jahren, wenn die Babyboomer in Rente gehen, zu einem großen Problem werden: Fachkräfte sind in Deutschland Mangelware! Besonders betroffen sind einzelne Branchen wie Handel, Elektro oder Gastronomie und Hotellerie. Rekrutierung im Ausland wird daher immer wichtiger.
In unserem Artikel erfahren Sie, wie Sie vorgehen können, wenn Sie eine Fachkraft im Ausland rekrutieren wollen.
Vorteile
Welche Vorteile bietet es, Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren?
Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen, bietet folgende Vorteile:
- Lösung für Ihren Fachkräftemangel, da zu wenig Fachkräfte auf dem deutschen Markt verfügbar sind
- Vorteile gegenüber Mitbewerbern, die sich gegen Auslandsrekrutierung entscheiden und stattdessen die Produktion zurückfahren
- Neue Blickwinkel und Innovationen durch Fachkräfte mit Fächerkombinationen, die es in Deutschland nicht gibt
- Interkulturelle Bereicherung in der Belegschaft
Vorbereitung
Fachkräfte im Ausland rekrutieren: Was sollte man vorab beachten?
Bevor Sie Fachkräfte im Ausland rekrutieren, sollten Sie Folgendes beachten:
01
Belegschaft
02
Dauer
Beachten Sie, dass Fachkräfterekrutierung im Ausland deutlich länger dauert (durchschnittlich 6 Monate), als wenn Sie jemanden einstellen, der bereits in Deutschland lebt. Planen Sie daher möglichst frühzeitig Ihren Fachkräftebedarf.
03
Aufwand
Sie müssen mit einem höheren Aufwand rechnen, als wenn Sie jemanden einstellen, der bereits in Deutschland lebt. Internationale Fachkräfte benötigen Unterstützung, z. B. bei Behördengängen und bei der Wohnungssuche.
04
Kosten
Je nachdem, ob Sie selbstständig im Ausland rekrutieren oder einen Dienstleister beauftragen, fallen Kosten an. Seien Sie vorsichtig, wenn Vermittlungsagenturen Ihnen ein kostenloses Angebot machen. In dem Fall können Sie davon ausgehen, dass die Agentur die Fachkräfte mit hohen Vermittlungsgebühren belastet und mit unseriösen Verträgen bindet. Für eine faire Rekrutierung muss immer gelten, dass der Arbeitgeber die Kosten für die Vermittlung übernimmt.
05
Sprache
Überlegen Sie sich, ob Sie wirklich von Anfang an perfekte Deutschkenntnisse benötigen oder ob möglicherweise für den Einstieg ein niedrigeres Niveau ausreichend ist.
Länderauswahl
Aus welchen Ländern kann man Fachkräfte im Ausland rekrutieren?
Rekrutieren Sie Fachkräfte in Ländern, die einen Überhang an qualifizierten Fach- und Arbeitskräften haben. Damit kommen Sie auch einem Kriterium für faire Migration nach und vermeiden es, dass in den Ländern dringend benötigte Fachkräfte abgeworben werden.
Bei der Auswahl sollten Sie auch auf die rechtlichen Vorgaben der Länder achten. In manchen Ländern dürfen Sie beispielsweise nicht selbst rekrutieren, sondern sind verpflichtet auf staatlich zugelassene Recruiting-Agenturen zurückzugreifen. Oder aber Sie müssen sich bei einem staatlichen Akteur vorab registrieren und ggf. auch eine Gebühr zahlen.
Hilfe bei der Länderauswahl:
-> Kriterien zur Länderauswahl hat z. B. die IHK für München und Oberbayern zusammengestellt.
-> Das BQ-Portal hat auf seiner Website eine Liste mit Fokusländern veröffentlicht, in denen Fachkräftepotenzial besteht, es also ein Ausbildungssystem mit potenziell anerkennungsfähigen Berufsabschlüssen und einen Fachkräfteüberhang gibt. Dazu gehören z. B. Indien, Usbekistan, viele südamerikanische und südostasiatische Länder sowie die Westbalkanstaaten. Zu den einzelnen Ländern finden Sie dort Steckbriefe mit Informationen zu Berufsbildungssystem, Arbeitslosenquote etc.
Mit „Hand in Hand for International Talents“ können Sie Fachkräfte in Brasilien, Vietnam und Indien rekrutieren.
Vorgehen
Wie kann man qualifizierte Fachkräfte im Ausland rekrutieren?
Folgende Kanäle eignen sich, um Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren:
-> Stellenanzeige für internationale Fachkräfte zugänglich machen: Sie können Ihr Stellenangebot weltweit verfügbar machen, indem Sie in der Eingabemaske der Onlinestellenbörse der Bundesagentur für Arbeit an der entsprechenden Stelle ein Kreuzchen setzen. Ihr Stellenangebot erscheint dann automatisch in der Jobbörse der Bundesregierung im Portal „Make it in Germany“, das sich an ausländische Fachkräfte richtet.
Bei „Make it in Germany“ finden Sie auch genaue Anleitungen, wie Sie vorgehen.
-> Bundesagentur für Arbeit: Fragen Sie den Arbeitgeber-Service Ihrer Agentur für Arbeit nach weiteren Möglichkeiten, z. B. zum Internationalen Personalservice der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV). Hier erhalten Sie z. B. Zugang zum Europäischen Netz der Arbeitsvermittlungen (EURES). Zudem bietet Ihnen die ZAV die Möglichkeit, sich als Arbeitgeber im Ausland bei Rekrutierungsveranstaltungen oder virtuellen Jobmessen zu präsentieren.
-> Onlinepräsenz ausweiten: Veröffentlichen Sie Ausschreibungen auf regionalen Jobportalen im Ausland oder suchen Sie über Social Media, z. B. LinkedIn.
-> Bestehende Netzwerke nutzen: Es gibt bereits Strukturen in den meisten Ländern, auf die Sie zurückgreifen können, u. a. örtliche Auslandshandelskammern oder Alumni-Netzwerke von Berufs- oder Sprachschulen.
-> Öffentliche Projekte: Es gibt mehrere, oft auf bestimmte Berufsgruppen oder Regionen fokussierte Projekte, die öffentlich gefördert sind und bei der Rekrutierung im Ausland unterstützen. Dazu gehören neben „Hand in Hand for International Talents“ Programme wie „FIT for German Climate Businesses“ (für Handwerksunternehmen) oder auch Projekte der Bundesagentur für Arbeit oder der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (z. B. THAMM Plus). Öffentlich geförderte Projekte rekrutieren ausschließlich nach fairen Rekrutierungsstandards. Einen Überblick über aktuelle Projekte zur Fachkräftegewinnung bietet das Portal „Make it in Germany“.
-> Industrie- und Handelskammern: Örtliche Industrie- und Handelskammern unterstützen IHK-Unternehmen im Rahmen eigener Programme, z. B. bei der Rekrutierung von Auszubildenden im Ausland. Informieren Sie sich auf der Website Ihrer IHK.
-> Personaldienstleister: Wenn Sie private Dienstleister beauftragen möchten, achten Sie unbedingt darauf, dass diese nach Fair-Recruitment-Standards arbeiten. Private Vermittlungsagenturen, die für Sie als Unternehmen kostenlos sind, gehören üblicherweise nicht dazu.
Rechtliches
Welche rechtlichen Aspekte muss man beachten, wenn man Fachkräfte im Ausland rekrutieren will?
Visa, Aufenthaltstitel und Arbeitserlaubnisse: Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz gibt vor, welche Bedingungen erfüllt werden müssen, damit die Fachkraft aus dem Ausland nach Deutschland einreisen und bei Ihnen im Unternehmen starten darf. Je nachdem, welche Voraussetzungen die Fachkraft erfüllt, gelten andere gesetzliche Vorgaben. Dazu gehört z. B., ob die Fachkraft eine vollwertige Anerkennung ihres Berufsabschlusses hat, wie gut ihre Deutschkenntnisse sind oder ob sie bereits über Berufserfahrung verfügt. Mehr Infos dazu und Unterstützung bei der Berufsanerkennung finden Sie z. B. beim Projekt Unternehmen Berufsanerkennung.
Gehalt: Das Gehalt der Fachkraft muss dem ortsüblichen Gehalt für den Beruf entsprechen, damit die Bundesagentur für Arbeit die Zustimmung für die Arbeitsmarktzulassung der Fachkraft gibt. Je nachdem, mit welchem Visum die Fachkraft einreist, kann es weitere gesetzliche Vorgaben zum Mindestgehalt geben. Der Gesetzgeber möchte mit diesen Regelungen Lohndumping verhindern.
Praxistipps
Wie kann ich vorgehen, wenn ich selbst Fachkräfte im Ausland rekrutieren will?
Beschreiten Sie einen der Wege, die wir unter „Wie findet man qualifizierte Fachkräfte im Ausland?“ beschrieben haben, und holen Sie sich ggf. Unterstützung von den genannten Akteuren.
Denn wenn man noch gar keine Erfahrungen mit der Rekrutierung von Fachkräften im Ausland hat, kann der Weg sehr herausfordernd sein.
Was kann ich tun, wenn ich mir noch nicht sicher bin, ob ich den Weg der Auslandsrekrutierung gehen will?
Bei „Hand in Hand for International Talents“ bieten wir einmal im Monat ein unkompliziertes Kennenlernen von Fachkräften aus unserem Projekt an. Die „Recruiting Days“ funktionieren wie ein digitales Speeddating. Alle 15 Minuten kommt eine andere Fachkraft, die Sie vorher anhand Ihres Profils ausgewählt haben, in einen digitalen Videocall-Raum. So können Sie sich einen ersten Eindruck über die Bewerberinnen und Bewerber verschaffen, die zu dem Zeitpunkt an unserem Projekt teilnehmen. Bei Interesse nehmen wir Ihr Unternehmen ins Projekt auf und begleiten Sie auf dem gesamten Rekrutierungsweg, bis die Fachkraft in Ihrem Unternehmen gestartet ist.
Gibt es Beispiele, wie andere Unternehmen Fachkräfte im Ausland rekrutieren?
Schauen Sie sich gerne unsere Praxisbeispiele von Unternehmen an, die über „Hand in Hand for International Talents“ Fachkräfte im Ausland rekrutiert haben.
Fazit
Fachkräfte im Ausland rekrutieren und dem Fachkräftemangel begegnen!
Vor allem ab 2030 wird sich der Fachkräftemangel in einigen Branchen drastisch verschärfen. Unternehmen, die auch in Zukunft ihre offenen Stellen besetzen wollen, sollten jetzt damit anfangen, Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren. Damit haben sie einen Vorteil ihren Wettbewerbern gegenüber. Mit einer Unterstützung für die ersten Schritte sind Sie gut aufgestellt.
Wenn Sie beim Projekt „Hand in Hand for International Talents“ mitmachen, bekommen Sie zudem Unterstützung im gesamten Prozess.